Sicherheit steht bei der Geldanlage an erster Stelle
Während für die Deutschen bei der Geldanlage Anfang letzten Jahres ein Trend zu mehr Flexibilität zu erkennen war, steht aktuell das Thema Sicherheit wieder ganz klar an erster Stelle. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen, repräsentativen Studie zum Anlageverhalten der Deutschen, die die Gothaer Asset Management AG (GoAM) von der forsa Politik- und Sozialforschung durchführen ließ. Im Januar 2016 wurden gut 1.000 Geldanleger befragt.
Für 54 Prozent der Bundesbürger ist die Sicherheit wieder das entscheidende Kriterium bei der Geldanlage, im Vorjahr waren es mit 43 Prozent noch deutlich weniger. Flexibilität wünschen sich heute noch 31 Prozent, eine hohe Rendite ist nur für acht Prozent wichtig. Dies spiegelt sich auch in der Auswahl der Anlageformen wider: 48 Prozent der Befragten lassen sich auch von niedrigen Zinsen nicht abschrecken und setzen auf das Sparbuch.
Zugenommen hat das Interesse an Immobilien. 30 Prozent der Befragten nutzen diese Anlageform, im Vorjahr waren es noch 25 Prozent. Christof Kessler, Vorstandssprecher der GoAM, erklärt dazu: „Die Deutschen sind offensichtlich durch die anhaltende Krise verunsichert und streben nach Sicherheit. Dabei nehmen sie geringe Renditen oder inflationsbereinigt sogar negative Zinsen billigend in Kauf.“
Angst vor Inflation und dem Ende der Eurozone steigt
Die zunehmende Verunsicherung der Anleger zeigt sich auch bei der Angst vor einer Inflation, die seit Jahren stetig zunimmt. 63 Prozent der Befragten befürchten aktuell, dass es zu einem starken Preisanstieg und zu einer Entwertung der Geldanlagen kommt, 2015 waren es 55 Prozent, 2014 noch 44 Prozent.
Die Sorge um einen sinkenden Lebensstandard hegen über alle Altersgruppen 52 Prozent der Deutschen, unter den 18 bis 29-Jährigen befürchten sogar 65 Prozent, dass ihre Geldanlagen später nicht ausreichen, um ihren jetzigen Lebensstandard zu halten. Deutlich gestiegen ist in den letzten drei Jahren auch die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone. Mittlerweile treibt 39 Prozent der Bürger diese Sorge um, im Vorjahr waren es 30 Prozent, 2014 nur 10 Prozent.
Kritik an der Niedrigzinspolitik der EZB
Fast die Hälfte der Befragten – 46 Prozent – hält die Niedrigzinspolitik der EZB für ein untaugliches Mittel, um den Problemen im Euro-Raum zu begegnen. Dementsprechend finden es 59 Prozent der Bundesbürger in Anbetracht der anhaltend niedrigen Zinsen unverändert schwierig, ihre Ziele bei der Altersvorsorge zu erreichen. 32 Prozent sind der Ansicht, dass es sogar noch schwieriger geworden ist.
Doch auch wenn die Deutschen es als zunehmend schwierig ansehen, ihre Ziele bei der Altersvorsorge zu erreichen, scheuen sie doch vor Veränderungen zurück. Nur acht Prozent der Befragten planen, ihre Geldanlagen in nächster Zeit umzuschichten. 88 Prozent halten hingegen an ihrem bestehenden Portfolio fest.
Aktien und Immobilien sind als renditestarke Geldanlage bekannt
Auf die Frage, welche Anlageformen mit Blick auf die niedrigen Leitzinsen die besten Renditen erwirtschaften, antworten der überwiegende Teil der Befragten überraschend deutlich. Die Sachwert-Klassiker Aktien und Immobilien werden mit weitem Abstand genannt. In der Theorie ist die richtige Anlagestrategie hinlänglich bekannt, nämlich sein Geld in Sachwerte anzulegen. Nur an der Umsetzung hapert es gewaltig.
Trotzdem ist die Risikobereitschaft nochmals gesunken
Nur noch 19 Prozent der Befragten wären bereit, zugunsten einer höheren Rendite auch ein höheres Risiko einzugehen. 2015 waren es noch 24 Prozent. Etwas risikofreudiger sind hier die Männer, bei denen aktuell jeder Vierte bereit ist, ein höheres Risiko einzugehen.
Scheinbar ist die Erkenntnis, dass man als (Papier-)Geldanleger bei den Minizinsen auf Grund von Vermögensinflation und Gebühren Geld verliert, leider noch nicht vom Kopf in den Bauch gesackt.
Der erste Schritt der kalten Enteignung der Geldanleger (Originalton Georg Fahrenschon, ehemaliger bayerischer Finanzminister und jetzt Präsident des Sparkassenverbandes) zu entgehen, ist eine Bestandsaufnahme. Haben Sie ihr Vermögen schon einmal unter diesem Gesichtspunkt bewertet?